Das jordanische Flüchtlingscamp Za‘atari ist das größte im arabischen Raum: Es bietet rund 80.000 aus Syrien Geflüchteten Schutz. Die Abfallentsorgung wurde hier aufgrund der Größe des Camps und der damit einhergehenden Müllmengen schnell zum Problem, auch weil die Vorteile von Mülltrennung und Recycling in Jordanien bisher wenig bekannt sind. So kann eine mangelnde Abfallversorgung beispielsweise erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen und zum Ausbruch von Krankheiten führen. Gleichzeitig entstehen durch Recycling auch Einkommensmöglichkeiten.

Oxfam errichtete deshalb – gemeinsam mit der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und anderen Partnern – zwei Recyclinghöfe in Za‘atari. Das Projekt lief erfolgreich an, weshalb das Projektgebiet in einer zweiten Phase erweitert wurde, um noch mehr Menschen Zugang zu einer funktionierenden Müllversorgung zu ermöglichen.

Unser Fokus:

  • Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zum Thema Müll und Recycling leisten,
  • dabei möglichst viele relevante jordanische Akteure einbeziehen
  • und durch den „Cash-for-Work“-Ansatz möglichst viele Existenzgrundlagen schaffen, sowohl für Geflüchtete aus Syrien, als auch für die vulnerablen Haushalte der jordanischen Aufnahmegemeinde.

Umweltschutz und Einkommensmöglichkeiten

Ich war so begeistert, meine Fähigkeiten wieder einsetzen zu können!
Jasem Al-Wrewir, Teamleiter im „Cash-for-Work“-Programm

Durch das „Cash-for-work“-Prinzip werden nicht nur die Abfallmengen reduziert, sondern auch neue Einkommen geschaffen. Bis Dezember 2019 haben sich bereits mehr als 6.000 Menschen über Oxfams „Cash-for-Work“-Programm etwas hinzuverdient. Nachdem das Projekt verlängert und ausgeweitet wurde, werden weitere 5500 Menschen mit den folgenden Tätigkeiten ein Einkommen verdienen:

  • Müllsammlung und -trennung
  • Aufbereitung und Verkauf von Wertstoffen
  • Herstellung und Verkauf recycelter Produkte
  • Sensibilisierung der anderen Camp-Bewohner*innen für Mülltrennung, was hauptsächlich von Frauen übernommen wird

Im Rahmen des Projekts hat Oxfam 2019 eine landesweite Kampagne „Beitak Beitak“ (übersetzt: Deine Umwelt, dein Zuhause) gestartet. Die Haushalte werden darüber aufgeklärt, wie sie ihren Müll für die Weiterverarbeitung richtig trennen. Dafür wurden Daten zum aktuellen Wissenstand und den Möglichkeiten der Jordanier*innen erhoben.

Das Projekt zeigt Wirkung: Heute trennen 88 Prozent der Haushalte im Za’atari Camp ihren Müll und geben die wiederverwendbaren Teile an die Recycling-Stationen. Dadurch können Teile des in Za‘atari erzeugten Abfalls weiterverwertet werden – durchschnittlich ungefähr 1000 Tonnen im Monat. Die Hygiene im Camp hat sich dadurch deutlich verbessert und die Umweltauswirkungen konnen reduziert werden.

Seitdem das Projekt in die neue Phase gegangen ist, werden  14.450 Menschen durch das „Cash-for-Work“-Programm direkt unterstützt (13.800 in Za‘atari und 650 in den umliegenden Gemeinden). Über 190.000 Menschen profitieren indirekt von verbessertem Abfallmanagement und Recycling in ihrer unmittelbaren Nähe. Das Programm findet in der neuen Projektphase nicht mehr ausschließlich in Za’atari statt, sondern auch in den umliegenden aufnehmenden Gemeinden.

Geflüchtete brauchen langfristige Perspektiven

Solange der Konflikt in Syrien andauert, wird Oxfam vor Ort bleiben und Nothilfe leisten. Nach über neun Jahren Gewalt brauchen die Menschen in Syrien jedoch endlich Frieden! Oxfam fordert alle Konfliktparteien auf, Angriffe auf Zivilpersonen, Belagerungen und das Blockieren von Hilfslieferungen einzustellen und über eine tragfähige Friedenslösung zu verhandeln. Die ins Ausland geflüchteten Syrer*innen – und die Aufnahmestaaten – benötigen dringend mehr internationale Unterstützung.

Gleichzeitig müssen die Regierungen in Jordanien und dem Libanon den Geflüchteten ermöglichen, sich Lebensgrundlagen aufzubauen, vor allem durch Zugang zum regulären Arbeitsmarkt. Viele erhalten keine Arbeitserlaubnis und sind zur Schwarzarbeit gezwungen, was zur Ausweisung nach Syrien führen kann. Oxfam setzt sich deshalb in Jordanien und Libanon für mehr reguläre Beschäftigungsmöglichkeiten für Geflüchtete ein.

Das Projekt läuft seit Mai 2016 und trägt seitdem zu verbessertem Müll-Management im gesamten Camp bei.

An dieses erfolgreiche Projekt wurde im Dezember 2019 eine geographische Erweiterung (vom Flüchtlingscamp Za‘atari auf vier umliegende Gemeinden in Mafraq Governate) angeknüpft, sodass das Abfallmanagement durch Oxfam nun für weitere drei Jahre fortgeführt wird. Oxfam erarbeitete – durch Finanzierung der EU (Madad-Fund) und des BMZ – ein Konzept für weitere drei Jahre Projektaktivität in Jordanien.

Das Projekt wird vom BMZ und seit Dezember 2019 bis Juni 2024 von der EU (Madad-Fund) finanziert und weiterhin in Kooperation mit der GIZ implementiert.

Diese Projektbeschreibung wurde mit der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union erstellt. Ihr Inhalt liegt in der alleinigen Verantwortung von Oxfam und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Europäischen Union wider.

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