Vor drei Jahren, am 25. April 2015, erschütterte ein gewaltiges Erdbeben Nepal. Ein zweites schweres Beben und mehr als 400 Nachbeben richteten kurz darauf weitere Zerstörung an. Fast 9.000 Menschen kamen ums Leben, beinahe 800.000 Häuser stürzten ein oder wurden beschädigt. Die nepalesische Regierung schätzt, dass acht Millionen Menschen – fast ein Drittel der Bevölkerung – vom Erdbeben und den Nachbeben betroffen waren.

Oxfam ist vor Ort

Oxfam war unmittelbar nach der Katastrophe vor Ort, um Nothilfe zu leisten, und unterstützt die Menschen durch mittel- und langfristige Arbeit bis heute. Neben den verheerenden Zerstörungen hatte das Erdbeben auch massive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und die Möglichkeiten, Arbeit zu finden. Daher konzentrierte sich Oxfam neben der Fortführung der Nothilfe zunehmend darauf, Einkommensmöglichkeiten für die Menschen zu schaffen, die durch das Erdbeben ihre Lebensgrundlage verloren haben. Durch Cash-for-work-Projekte unterstützt Oxfam diese Menschen: Sie arbeiten bei der Trümmerbeseitigung und beim Bau von Entwässerungskanälen in ihren Dörfern mit und verdienen dadurch Geld.

Weitere Schwerpunkte von Oxfams Arbeit in Nepal sind der Wiederaufbau der zerstörten Häuser, Ernährungssicherung in Form von Verteilung von Nahrungsmitteln und Saatgut sowie die Stärkung der Frauenrechte. Insgesamt hat Oxfam in den drei Jahren seit der Katastrophe knapp 620.000 Menschen unterstützt.

Ein großer Bereich von Oxfams Arbeit ist das WASH-Programm (WASH steht für Water, Sanitation and Hygiene), durch das Menschen Zugang zu sauberem Wasser erhalten. Wir verteilen Hygiene-Sets und installieren sanitäre Einrichtungen in Schulen. Zudem konzentrieren wir uns darauf, Wasserversorgungsysteme zu bauen und wieder aufzubauen. Denn in den Gebieten im Westen Nepals, in denen Oxfam WASH-Programme durchführt, leiden zwischen 65 und 77 Prozent der Bevölkerung an Wassermangel; zwischen 10 und 12 Prozent der Menschen sind von wasserbedingten Krankheiten wie etwa Durchfall betroffen.

Weite Wege zum Wasser

Das Erdbeben hat viele natürliche Wasserquellen zerstört; daher müssen die Menschen oft weite Wege gehen, um Wasser zu holen. So wie Madhuri Devi Mahara aus der Region Darchula. Ihr Dorf liegt hoch auf einem Hügel und war völlig abgeschnitten von der öffentlichen Wasserversorgung. Meistens stand sie schon in der Nacht auf, um früh genug an der Wasserquelle zu sein. Denn oft reichte das Wasser nicht für alle. Bei Kälte und schlechter Sicht stieg sie den steilen Berghang ins Tal hinunter. Auf dem Rückweg schleppte sie den schweren Wasserkanister den Berg wieder hinauf. Diesen Weg wiederholte sie mehrere Male am Tag, sodass sie viele Stunden täglich damit verbrachte, Wasser zu holen.

Madhuri Devi Mahara mit ihrer Tochter beim Wasserholen

Dies war nicht die einzige Herausforderung. Der Wassermangel stellte sie vor ein weiteres Problem: „Es war sehr schwer, hier etwas anzupflanzen. Manchmal gingen wir schlafen, ohne etwas zu essen, weil wir auf die Erträge unserer Felder angewiesen waren“, erzählt Madhuri.

Ein Schritt in ein neues Leben

Diese schwere Situation änderte sich durch ein Wasserkraftprojekt von Oxfam, durch das das Dorf Zugang zu Wasser und zu Strom erhielt. Seit der Installation des Projekts sei es wie ein Schritt ins Licht und in ein neues Leben, so Madhuir.

Ich bin jetzt so glücklich, dass ich zu Hause Licht habe. Wir müssen nicht mehr früh am Morgen nach Brennholz suchen – ich muss nur einen Knopf drücken, und das Licht hellt alles auf.
Madhuri Devi Mahara

Madhuir ist zudem die Vorsitzende des Wasserkomitees in ihrem Dorf, das sich um den Wasserzugang kümmert und ausschließlich aus Frauen besteht. Dem Komitee beizutreten habe sich positiv auf das Selbstbewusstsein der Frauen ausgewirkt, berichtet Madhuir. „Wir haben nun mehr Mut, offen über unsere Probleme zu sprechen. Aber nicht nur das, unser ganzes Leben hat sich durch dieses Projekt verändert. Ich möchte allen danken, die uns geholfen haben.“

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