Laufzeit: 01.08.2021 – 31.12.2024
Projekttitel: Stärkung wirtschaftlicher Resilienz im Zentralirak - Network of Economically Empowered Communities and Public Private Partners
Finanziert durch: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektregion: Anbar (Distrikt Falludscha und Distrikt Ramadi) und Bagdad, Irak
Lokale Partnerorganisation: Afkar Society for Relief and Development (Afkar)
Themen: Ernährung sichern, Kleinbäuerliche Landwirtschaft, Flucht und Migration

Die Situation vor Ort

Die Lage im Irak ist instabil und konfliktreich. Eine schwache politische Führung, Korruption sowie Spaltungen zwischen religiösen und ethnischen Gemeinschaften sind genauso Ursachen hierfür wie eine hohe Arbeitslosigkeitsrate. Der Agrarsektor, der eigentlich lebenswichtig für die irakische Wirtschaft ist, trägt heute weniger als neun Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Sektor ist in seiner Größe und Produktivität massiv beeinträchtigt. Gründe hierfür sind jahrzehntelange Konflikte, die Verfügbarkeit billiger Importe sowie fehlende politische Richtlinien für ein effektives Management, den Schutz und den Erhalt der natürlichen Ressourcen im Irak.

Besonderheiten in der Region Anbar:

  • Die Landwirtschaft galt auch hier lange als Haupteinnahmequelle. Doch im IS-Konflikt wurde wichtige Infrastruktur zerstört und der Agrarsektor ist in der Region ebenfalls wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig: Es gibt kaum Perspektiven für eine landwirtschaftliche Produktion, die nachhaltige Einkommensmöglichkeiten bietet.
  • Durch die COVID-19-Pandemie ist das Nahrungssystem besonders geschwächt: Versorgungsketten sind unterbrochen, Lebensmittelpreise gestiegen, die Kaufkraft vieler Haushalte erheblich gesunken.
  • Landwirt*innen und Unternehmer*innen haben nur begrenzt Zugang zu Krediten und zu informellen Netzwerken, die sie fachspezifisch unterstützen könnten.
  • Aufgrund der wenigen Arbeitschancen verlassen viele Menschen die ländlichen Gebiete, um in Anbars größeren Städten Arbeit zu finden. Diese haben allerdings nicht ausreichend Kapazitäten, um sie mit entsprechenden Dienstleistungen zu unterstützen.

Unser Ziel

Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation Afkar unterstützen wir den Wiederaufbau des Agrar- und Lebensmittelsektors im Irak. Dadurch werden ca. 9.500 Kleinproduzent*innen und die Infrastruktur der lokalen Gemeinschaften wirtschaftlich gestärkt. Die ländliche Bevölkerung sowie Rückkehrer*innen und Aufnahmegemeinden, die ihre Lebensgrundlagen verloren haben und einem hohen Konfliktpotential ausgesetzt sind, erhalten neue Perspektiven und mehr wirtschaftliche Sicherheiten.

So erreichen wir unser Ziel:

1. Steigern der Produktion, Einkommen und wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen und Unternehmen, die im Agrar- und Lebensmittelsektor tätig sind

  • Wiederaufbau der landwirtschaftlichen Infrastruktur (Wassernetzwerke, landwirtschaftliche Lagerräume, zentrale Lebensmittelmärkte, lokale Wasserspeicher, Obstplantagen und Baumschulen)
  • Schnelle Einkommensmöglichkeiten durch Anbieten von Kurzzeitbeschäftigung
  • Kleinproduzent*innen erhalten Schulungen in den Bereichen klimasmarte Landwirtschaft, Geschäfts- und Finanzkompetenzen und verbesserte Anbaumethoden, sodass Einkommensmöglichkeiten diverser werden
  • Außerdem erhalten sie Unternehmenszuschüsse und Darlehen, um die Produktion durch Saatgut, Düngemittel, Landpacht, Nutztiere und Futter zu steigern
  • Unterstützung landwirtschaftlicher und verarbeitender Klein- und mittelgroßer Unternehmen bei der Geschäftsentwicklung, beispielsweise durch Schulungen, fachliche Begleitung und Beratung sowie finanzielle Zuschüsse
  • Durchführung einer „Kauf lokal ein“-Kampagne und Einführung einer App, die lokale Produkte medial bewirbt

2. Fachliche Förderung von Akteur*innen im Agrar- und Lebensmittelsektor

  • Gründung einer Farmer Field School und eines Beratungszentrums für Unternehmen zur Stärkung lokaler Institutionen und Kapazitätsaufbau von Interessenvertreter*innen im Agrar- und Lebensmittelmarkt
  • Weiterbildung von Regierungsmitarbeitenden des lokalen Landwirtschaftsdirektorats als landwirtschaftliche Berater*innen
  • Förderung der Agrarforschung
  • Unterstützung und Beratung von Unternehmen bei der Entwicklung neuer innovativer Lösungen in der Agrar- und Lebensmittelbranche (beispielsweise Hydrokulturen, solarbetriebene Bewässerungspumpen oder Smart-Farms)
  • Finanzielle Unterstützung innovativer Start-ups

3. Optimierung eines Marktmodells, durch welches politische Reformen im Agrarsektor gestaltet und das Zusammenwirken mit anderen Sektoren in Anbar erleichtert werden kann

  • Starke Zusammenarbeit mit lokalen Ministerien für einen langfristigen strukturellen Wandel
  • Einrichtung eines gemeinsamen Lernforums für lokale Behörden und Einrichtungen, um Erkenntnisse des Projekts mit möglichst vielen Interessierten zu teilen
  • Entwicklung eines Pilot-Modells, das die Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Organisationen oder Ministerien verbessert und darüber hinaus insbesondere die Bevölkerung direkt in Entscheidungen über wirtschaftliches Wachstum und Entwicklungsmöglichkeiten einbezieht
  • Entwurf einer „Charta of Demand“ zusammen mit allen Partner*innen des Projekts. Diese soll basierend auf einer Analyse Lücken in den landwirtschaftlichen Marktsystemen verdeutlichen und die Forderungen der Akteur*innen sowie bereits gewonnene Erkenntnisse des Projekts aufzeigen. So sollen, auf vorhandene Kapazitäten aufbauend, Engpässe beseitigt werden und ein Umfeld entstehen, in dem ein Wachstum des Agrar- und Lebensmittelsektors möglich wird und bleibt
  • Schulung von Agrargenossenschaften, kleinen und mittleren Unternehmen sowie wichtigen Marktakteur*innen zur politischen Interessenvertretung, damit sie Forderungen gegenüber regionalen und nationalen Regierungsebenen mit mehr Druck stellen können
  • Unterstützung bei der Vernetzung von Landwirt*innen und Unternehmen mit wichtigen Regierungsbehörden und Ministerien, um die Charta, das Zusammenarbeitsmodell und andere Forderungen präsentieren und diskutieren zu können

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