In den Provinzen Kirkuk, Diyala und Salah Ad-Din unterstützt Oxfam gemeinsam mit den Partnerorganisationen REACH und FUAD nach dem Rückzug des IS den Wiederaufbau- und Rückkehrprozess. Die Kämpfe zwischen irakischer Regierung, kurdischen Peschmerga und dem IS haben private Häuser und öffentliche Infrastruktur in diesen Provinzen massiv beschädigt. Viele Transportwege sowie Wasser- und Sanitäreinrichtungen, ohnehin in einem schlechten Wartungszustand, wurden durch den langjährigen Konflikt endgültig zerstört.
Verbesserung der Wasserversorgung und sanitären Situation
In den Projektgebieten Jalawla and Sadiya in der Provinz Diyala sind zwei große Trinkwasserverteilungssysteme, die die beiden Städte und ihre umliegenden Dörfer mit Wasser versorgen sollen demoliert worden. Da erst kürzlich 5.000 Familien nach Sadiya und Jalawla zurückgekehrt sind, ist die Instandsetzung der Wasser-, Sanitär und Hygieneversorgung vor Ort von besonderer Bedeutung. Auch, um die Menschen vor der Verbreitung von Cholera und anderen Krankheiten zu schützen. In der Provinz Kirkuk ist die Wasser-, Sanitär und Hygieneversorgung vor allem in den Dörfern mangelhaft. In 20 Dörfern, deren Wasserinfrastruktur in einem besonders schlechten Zustand ist, werden deshalb im Rahmen des Projekts Wasserleitungen, Wassertanks, Wiederaufbereitungsanlagen und lokale Pumpstationen saniert. In diesen Dörfern herrscht neben dem Wartungsbedarf der Wassersysteme ebenfalls akuter Mangel an sicheren sanitären Einrichtungen. Neben allgemeinen Gesundheitsrisiken birgt dies zusätzlich die Gefahr zunehmender geschlechtsbasierter Gewalt. Deshalb werden den Gemeinden in 1.000 ausgewählten Haushalten sichere, hygienische Latrinen errichtet.
Aufbau nachhaltiger Existenzgrundlagen
Für die Reintegration der zurückkehrenden Familien ist der Aufbau nachhaltiger Existenzgrundlagen von besonderer Bedeutung. Von Oxfam durchgeführte Bedarfsanalysen haben ergeben, dass für zurückkehrende Familien und arme Haushalte die Versorgung mit notwendigen Hilfsmitteln wie zum Beispiel Saatgut und Werkzeug sowie ein gesicherter Marktzugang Grundvoraussetzungen für sichere Existenzgrundlagen darstellen. Deswegen stellt Oxfam umfangreiche Pakete zum Wiederaufbau von Existenzgrundlagen bereit. Diese umfassen unter anderem Nutzvieh, Materialien zur Weiterverarbeitung der bisher produzierten agrarischen Güter, sowie technisches Gerät zur Einführung und Anpflanzung neuer landwirtschaftlicher Produkte. Zusätzlich sollen Schulungen zu Wertschöpfungsketten kleine Weiterverarbeitungsbetriebe dabei unterstützen, ihre Produktpalette zu erweitern. Insgesamt profitieren etwa 400 begünstigte Personen und davon mindestens 200 Frauen von bereitgestellten Materialien und Weiterbildungsprogrammen.
Aufbau von sozialem Zusammenhalt
Aufgrund der erfahrenen Gewalt und Vertreibungen, der großen demografischen Verschiebungen und der sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur herrscht viel Misstrauen zwischen Zurückgekehrten, Binnenvertriebenen und aufnehmenden Gemeinden, die oft unterschiedlichen religiösen und/oder ethnischen Bevölkerungsgruppen angehören. Der Abbau dieser Spannungen und Aufbau von sozialem Zusammenhalt ist entscheidend für die langfristige Stabilität und Entwicklung der Regionen.
Der Dialog zwischen Zurückgekehrten, Binnenvertriebenen und Aufnahmegemeinschaften wird sowohl durch gemeinsame Veranstaltungen im Rahmen der Wiederaufbaumaßnahmen als auch durch gemeinsame Interessensvertretung gegenüber den lokalen Autoritäten gefördert. Insgesamt sind zwölf Dialogveranstaltungen in beiden Projektregionen geplant. Hieraus neu gebildete, eigenständige zivilgesellschaftliche Gruppen sollen sich insbesondere nach Projektende für eine effektive Umsetzung sozialer und produktiver Infrastrukturprogramme einsetzen. Durch die gemeinschaftlichen Aktivitäten und den Fokus auf verbindende Interessen werden bestehendes Misstrauen und Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen schrittweise abgebaut und der soziale Zusammenhalt in den Gemeinden gefördert.
Das Projekt lief bis zum 30. Juni 2019 und ist durch die Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) möglich gemacht worden.